Bericht vom letzten Platformcoop-Meetup im SUPERMARKT

Bericht vom letzten Platformcoop-Meetup im SUPERMARKT

Danke an Markus Kollotzek und Peter Hartmann, die diesen Report verfasst haben. Der Text ist im Original hier erschienen:

Bericht vom vierten Platform Coops Berlin Meetup

Demokratisch organisierte „Plattform-Kooperativen“ bieten zukunftsgerichteten Menschen und Organisationen erstmals die Möglichkeit, sich unabhängig von den etablierten Internetkonzernen zu organisieren. Mit einer speziellen Brainstorming-Technik wurden beim 4. Platform-Coops-Meetup in Berlin die Bedarfe aller Platform-Coops gesammelt und anschließend gemeinsam reflektiert. 

Veranstaltungsrahmen

Die Veranstaltung „Platform Coops Berlin: building structured support“ fand am 22.03.2018 von 15 bis 18 Uhr im SUPERMARKT Berlin statt, am gleichen Ort wie die Male zuvor auch.

Ein besonderer Gast der Veranstaltung war Michel Bauwens, Gründer der P2P-Foundation. Der Termin wurde bewusst so gelegt, dass die TeilnehmerInnen anschließend noch an einer speziellen Abendveranstaltung vom Platform-Coop SMartDe teilnehmen konnten.

Peter Hartmann und Markus Kollotzek waren wieder vor Ort, um über aktuelle Entwicklungen in der allgemeinen Plattform-Coop-Szene zu berichten.

(c) Thomas Dönnebrink

Warum Meetups?

Ziel der regelmäßigen Treffen ist es, eine stabile Bewegung von Platform-Coops aufzubauen. Bei den Veranstaltungen sollen einerseits neue Kontakte geknüpft und andererseits bestehende Kontakte verfestigt werden. Das schafft gegenseitiges Vertrauen und fördert Kooperationen.

Mittlerweile sind sich die VertreterInnen darüber einig geworden, dass die Platform-Coop-Bewegung eine digitale Infrastruktur braucht, z.B. in Form eines Forums, um gemeinsam Wissen, Ressourcen und Netzwerke miteinander zu teilen. Das soll die Aufwände der einzelnen AkteurInnen verringern und die Bewegung an sich stärken. Als mögliche Technologien wurde über Datenbanken, Chat-Tools, Wikis, Projektmanagement-Tools, Videokonferenzen und weitere gesprochen.

Über vorhergehende Veranstaltungen haben wir bereits in Blogbeiträgen berichtet.

Ablauf der Veranstaltung

Die Veranstaltung verlief dieses Mal ausschließlich in englischer Sprache, da das Publikum überwiegend international war.

Ela Kagel und Thomas Dönnebrink eröffneten die Veranstaltung und begrüßten die Teilnehmenden. Diesmal übergaben sie die Moderation bewusst an Comit, um in den Prozess zur Weiterentwicklung der Platform-Coops-Bewegung mehr Struktur zu bringen.

Comit selbst war vertreten durch Céline Viardot und Alexandre Sourzac-Lami. Die Agentur berät und unterstützt junge Teams in der Entwicklung nachhaltiger Projekte im deutsch-französischen Raum.

Bedarfe der Platform-Coops werden in einem Brainstorming gesammelt

Für die Veranstaltung haben Céline und Alexandre eine spezielle Brainstorming-Technik angewendet, die es ermöglichen soll, die Bedarfe aller Platform-Coops zu sammeln und anschließend gemeinsam zu reflektieren.

Als Materialien standen sehr viele bunte Post-Its und Moderationswände zur Verfügung.

Die Methode erfolgte in mehreren Schritten:

Im ersten Schritt wurden die Bedarfe der jeweiligen Platform-Coops auf zahlreichen Post-Its gesammelt, die in vier Themen (Gründung, Entwicklung, Internationales, Herausforderungen) gruppiert wurden.

Als zweites wurden die Post-Its in sechs vorgegebene Arbeitsbereiche aufgeteilt: Buchhaltung, Finanzierung, Recht, Business, Organisation und Verwaltungsroutinen.

Im nächsten Schritt haben alle TeilnehmerInnen mit Hilfe eines Baukastensystems ihre bevorzugte Lösungsstrategie für ein favorisiertes Thema ausgewählt.

Die Lösungsstrategien lassen sich durch Kombination einer Unterstützungsart, -typ und Medium kombinieren

Diese galt es im vierten Schritt weiter auszuarbeiten. Die Teilnehmenden mit der gleichen Lösungsstrategie formierten sich in Gruppen.

Folgende Arbeitsgruppen haben sich gefunden:

  • Treffen von Platform-Coops mit ähnlichen Bedarfen
  • Online-Video-Austausch
  • Online-Videodatenbank
  • Datenbank von Fachartikeln / Personalisierte E-Mails
  • Telefonat mit Experten
  • Online Chat / Forum

Die Gruppen erhielten die Aufgabe, sich zunächst einen Überblick über die Bedarfe zu verschaffen, die mit ihrer Lösungsstrategie gut zu bearbeiten sind. Anschließend sollten die Strategien mithilfe eines Storyboards aus Nutzersicht reflektiert und ausgewertet werden.

Teilnehmende mit denselben Lösungsstrategien fanden sich in Arbeitsgruppen zusammen

Im finalen Schritt wurden die Projektergebnisse der jeweiligen Arbeitsgruppen vorgestellt.

Online Chat / Forum

Peter Hartmann hat an der Gruppe „Online Chat / Forum“ teilgenommen.

Im Kern ging es darum, sich auf ein digitales Forum zu einigen, worin sich alle Platform-Coops organisieren können (Kollaboration & Projektentwicklung). Das Forum soll als Pool fungieren, um Wissen, Ressourcen und Netzwerke darin zu teilen.
Neugründungen von Genossenschaften sollen durch ein digitales Forum für Fragen und Antworten erleichtert werden. Ein Wissenspool wird geschaffen, worin alle Informationen rund um das Thema „Gründung“ vorliegen sollen. Auch war man sich einig darüber, dass ein Forum klare Regeln und eine Moderation benötigt, um doppelte Fragen und Endlos-Diskussionen zu vermeiden.

Es wurde auch darauf hingewiesen, dass bereits eine WECHANGE-Gruppe für den Austausch erstellt wurde. Allerdings vermissten die TeilnehmerInnen eine Chat-Funktion für die Echtzeit-Kommunikation.

Screenshot der WECHANGE-Gruppe Platform Coop Network

Online Video Peer Exchange

Markus Kollotzek hat an der Gruppe „Online-Video-Austausch“ teilgenommen.
Hierbei waren sich die TeilnehmerInnen anfangs nicht einig darüber, ob die Bezeichnung der Gruppe mit den Gedanken der Teilnehmenden deckungsgleich ist. Daher wurde zunächst viel diskutiert und das Resultat blieb unscharf. Dementsprechend verblieb wenig Zeit für die konkrete Ergebnisfindung.

Nächste Schritte

Alexandre und Céline haben sich dazu bereit erklärt, die Zwischenergebnisse an den Moderationswänden digital in Trello abzubilden. Dies wird eine Arbeitsgrundlage für weitere Schritte darstellen.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen möchten die beiden weiter konkretisieren und veröffentlichen.

Das nächste Meetup findet am 24.05.2018 im SUPERMARKT statt. Dabei wird es wieder ein spezifisches Programm und einen besonderen Gast geben – Nathan Schneider, der im engen Kontakt mit Trebor Scholz steht (dem Initiator der Platform-Coop-Bewegung) und zuletzt das Projekt „Internet of Ownership“ ins Leben rief. Das ist eine Online-Ressource, die das Plattform-Coop-Ökosystem mit einem Verzeichnis von Projekten, einer Bibliothek und einem Blog unterstützt. Dort werden auch aktuelle internationale Platform-Coop-Veranstaltungen veröffentlicht.

Dazu mehr beim nächsten Platform-Coop-Meetup. Wir werden wieder einen Erlebnisbericht dazu verfassen.

Nur wenige Tage vor dem nächsten Meetup findet das m4h-Lab statt. Dort sind auch alle Platform-Coop-Interessierten eingeladen, daran teilzunehmen, sich zu vernetzen und an einem Workshop teilzunehmen. Die entsprechende Vorbereitungsgruppe organisiert sich auf WECHANGE. JedeR Interessierte ist eingeladen, sich hier einzubringen.

Allgegenwärtig – die bunten Post-Its

Organisationen und Vertreter vor Ort

Insgesamt waren knapp 30 TeilnehmerInnen dabei. Hier ein Ausschnitt aus den teilnehmenden Organisationen:

Unser Fazit

Unser Eindruck war, dass durch die Moderationsmethode bei diesem Meetup deutlich mehr Struktur eingebracht wurde. Wir stellen allerdings auch fest, dass ein Zeitfenster von drei Stunden für die verwendete Methode knapp bemessen ist. Daher entstand in der Runde ein gewisser Zeitdruck.

Die Veranstaltung war gut besucht und Frauen und Männer etwa gleich verteilt. Wieder einmal waren viele interessante Menschen dort, sowohl bekannte als auch neue Gesichter.

Der Prozess war sehr gut vorbereitet, aber dennoch komplex und herausfordernd für die Gäste. Unter anderem brauchten die Arbeitsgruppen recht viel Zeit, um sich zusammenzufinden und zu organisieren. Markus hatte viel Spaß bei der Methode, da sie sehr strukturiert und aufeinander aufbauend konzipiert war.

Allgemein sind wir sehr gespannt, wie der Prozess weiter geführt wird, zumal die Arbeitsgruppen nicht alle zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen sind. Die Verantwortung der Dokumentation liegt jetzt bei Céline und Alexandre. Wir wünschen uns, dass es ihnen gelingt, die Ergebnisse zu vertiefen und den Prozess am laufen zu halten.

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